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LIFT Magazin Stuttgart: Dann fickt Euch halt selber!

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Wir alle kennen sie: die selbsternannten Szenemagazine, die in Shops, Clubs und Bars rumliegen und die man in WGs beim Kacken gerne mal durchblättert. Neben dem üblichen Müll, den man schon vor einem Monat auf Facebook gesehen hatte, trumpft die Stuttgarter LIFT im Januar 2014 mit einer ganz besonders großen Scheiße-Perle an ignorantem Hate und Unkenntnis und beweißt einen Horizont, der nicht über die eigene Klobrille hinaus geht.

Als „Nightlife-Flop“ wird da „Dancehall und Ragga“ betitelt, genauer wird nicht klar, was der Artikel einem sagen will. So ziemlich alles lief hier schief: Erstmal werden in Anführungszeichen gesetzte Künstler von dem „Autor“ pauschal abgehandelt: „billig produziert, homophob und frauenverachtend“. Aha, die Kassette schon wieder. Natürlich ist Reggae die Musik der armen Leute, da geht es schon mal eher darum schnell einen Style rauszuhauen als teure Studios und Tontechniker zu beschäftigen, von der Zielgruppe und den tausenden extrem hochwertigen Produktionen, die jährlich herauskommen mal abgesehen; die Welt feiert zu Major Lazer und selbst Snoop Dogg produzierte ein Album in Kingston, wo die Dichte an weltbekannten Musikstudios so hoch ist wie nirgends anders, aber dass ein Stuttgarter „Autorle“ Plan von internationaler Urban Music 2014 hat, wäre auch zu viel verlangt. Und wann genau kam der letzte homophobe Track von „& Co“ heraus, würde mich interessieren. Frauenverachtend? „Woman I need you, like never before, African Woman you’re the one I adore“, „Thank you Mama for the nine months you carry me through all this pain and suffering” – wirklich sehr frauenverachtend, muss man schon sagen.

Dann setzt der Schreiberling die metaphorische Pumpgun an die Schneidezähne und macht uns den Kurt Cobain: “Wer will dazu noch tanzen? Die Neunziger sind um.“ – Aha, also in den Neunzigern warst du also selbst noch homophob und frauenverachtend? Aber ich nehme an, jetzt bist du – nach dem obligatorischen ich-hör-jetzt-Elektro-Ausflug – wahrscheinlich Vollbartträger. Ok, hast dich also verändert und weiterentwickelt. Dennoch bist du der erste der IMMER NOCH auf „ & Co“ herumhackt, denen die Öffentlichkeit keine Weiterentwicklung zugesteht. In einem stark religiös geprägten Land, welches Homosexualität per Gesetz verbietet. Du Ignorant. Und Wendehals.

Stuttgart Massive sagt FUCK YOU LIFT

[Die Stuttgart Massive sagt „Fuck You LIFT“ – gesehen bei https://www.facebook.com/WhaGwaanStuttgart]

Ok, letzter Absatz: Ah, doch, auch Du hast von einer Weiterentwicklung schon mal gehört. Allerdings – und jetzt kommt der krasse Recherche-Fehler – sagst du, in Stuttgart und Region habe man noch nichts von dieser Weiterentwicklung mitbekommen. Aus Stuttgart kommen z. B. wir selbst, die wir mit der wöchentlichen Jugglerz Dancehall Radio Show immer die neusten Releases vorstellen. Selbst die EP des „Newcomer des Jahres“ Miwata droppte am 14.02. auf unserem Jugglerz Label – und ging in den deutschen Album Charts auf die 36, sowie in den Itunes Reggae Album Charts DE, CH und AT auf die 1. Dazu herrscht in der City eine vitale Szene an Musikern, Soundsystems, DJs, Bloggern und Fans. Sogar die Veranstalter eines der weltweit größten Reggae-Festivals sitzen bei uns im Kessel und noch weitere renommierte Veranstalter aus der Gegend füllen lokal und überregional die Locations, die Tatsache ist quasi genau andersherum: Stuttgart ist mit die Speerspitze für modernen Reggae in Deutschland.

Und dann der „Ediat“-Schlusssatz: „Wenn schon Karibik-Pauschalurlaub, dann vor Ort“. Wer macht denn schon Pauschalurlaub? Und natürlich lieber Urlaub in der Karibik als in Stuttgart! Denn da könnte man ja von sich selbst eingenommenen Allwissenden wie Dir über den Weg laufen. Trotzdem feiern wir hier Reggae schon seit Jahren und noch Jahre. Weil wir nicht jedes Wochenende nach Kingston fliegen können. Und das Foto zum Artikel ist dann ja selbst die krasseste Klischee-klitsche ever, das kann man schon gar nicht mehr ernst nehmen, das ist pure Provokation.

Somit hast du also die sehr aktive Szene in deiner eigenen Stadt gedisst. Schade. Wie dumm von dir. Mainstream-orientierte Medien behandeln Reggae schon immer stiefmütterlich: Einmal im Jahr der Sommervibe, auf dem Festival ist ok, aber sonst wird eh nur das wiedergekaut, was sowieso schon alle featuren. Keine Sorge, damit kommen wir schon immer klar. Natürlich freuen wir uns über Berichterstattung, aber wir brauchen Euch nicht. Wir sind eine Subkultur und haben unsere eigenen Kanäle. Reggae findet schon immer seinen Weg. Wenn Babylon (=Mainstream Media) uns nicht leiden kann, kommen wir schon damit klar.

 

Aber warum schreibt ihr so etwas? Die LIFT hat auch schon positiv über Reggae berichtet also warum hatet ihr einfach so aus der Luft heraus – ohne dann konkret zu werden: wo hast du denn erlebt, was du beschreibst? Das sind einfach nur pauschale Schüsse in Richtung Reggae-Crowd. So etwas gehört sich schon aus Respekt und gutem Umgang nicht. Und wenn ihr schon Platz in eurem Heft für Reggae vergebt, dann schreibt doch nicht so eine Scheiße, sondern etwas was Sinn macht. Oder zumindest stimmt. Wir drucken ja auch kein Heft, weil wir Darkwave so Scheiße finden. Ich habe euch bezüglich des Artikels Mails geschrieben und wollte „unter Kollegen“ wissen, was denn los sei. Keine Antwort. Also, hier die öffentliche Retourkutsche: Auf euren einmal-im-Jahr-Reggae-Artikel können wir auch gerne verzichten. Und wegen LIFT kommen auch nicht mehr Leute auf die Party. Nur wird in ganz Stuttgart und Region kein Reggae-Fan mehr Euer Heft – nicht mal mehr beim Kacken – anfassen, außer um sich den Batty damit abzuwischen. Den Shitstorm habt ihr verdient. In diesem Sinne: Fickt Euch halt selber!

 

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